Description:
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Tenzin Palmo, 1943 in London geboren, ist die „dienstälteste“, noch lebende westliche Bikkshuni (vollordinierte Nonne) und hat 12 Jahre in Spiti im Einzelretreat in einer Höhle verbracht. Von S.H. Gyalwang Drukpa Rinpoche, dem Oberhaupt der Drukpa Kagyü-Traditionslinie, wurde ihr im Februar 2008 der Titel „Jetsunma“ (ehrwürdige Meisterin) in Anerkennung ihrer spirituellen Verwirklichung und ihrer ausdauernden Bemühungen, die Situation weiblicher Praktizierender im tibetischen Buddhismus zu verbessern, verliehen. Sie lebt in dem von ihr mit Spenden gegründeten Nonnenkloster Dongyu Gatsal Ling in Nordindien. Dieses kleinformatige Büchlein ist eine veritable buddhistische Schatzkiste, die zwischen 1999 und 2004 gehaltene Belehrungen in Australien, Singapur, Kanada und Taiwan enthält. Sehr alltags- und praxisbezogen (wie schon in ihrem ersten Buch „Weibliche Weisheit vom Dach der Welt“) geht Tenzin Palmo hier auf viele Themen ein, die sowohl Interessierten ohne ausführliches Hintergrundwissen als auch schon länger Praktizierenden wertvolle Orientierungshilfen bieten können. Gemäß ihrer Definition schließt buddhistische Praxis jeden Augenblick ein und das bedeutet, all unsere Beziehungen zu anderen, all unsere Reaktionen, ob geschickt oder ungeschickt, und unsere gesamte Entwicklung. Und dementsprechend geht es in dem Band unter anderem um die Freude am Dharma, um Vertrauen versus unkritischen Glauben, selbst den Lehrern und den Schriften gegenüber, um das Überwinden von Selbstbezogenheit und Anhaftung, die uns allen innewohnende Buddhanatur und das Entwickeln von Bodhichitta, aber auch um speziellere Themen wie Mahamudra-Praxis und das Durchführen von Retreats. Ein ausführlicher Frage- und Antwort-Teil rundet das Buch ab. Bei all dieser Vielfalt betont Tenzin Palmo immer wieder grundlegende Prinzipien wie etwa die Wichtigkeit, als Gegenmittel gegen Langeweile in der Praxis Wertschätzung für das zu entwickeln, was wir haben oder die Gefahr, etwas für Befreiung zu halten, was eigentlich nur ein Sich Bequem-Machen in Samsara ist. Auch betont sie, dass es wichtig ist, in der Meditation aufkommende Gedanken als die Natur des Geistes zu erkennen, statt sie zu verdrängen oder ihnen nachzuhängen und die Qualität der eigenen Praxis als wichtiger anzusehen als deren Quantität. Genug Stoff zur Reflexion also und ein Grund, dieses Büchlein öfter als nur einmal zu lesen und zu studieren. Dr. Georg Schober |