Description:
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Der zentrale Bergriff, um den sich dieses kleine Büchlein dreht, ist das tibetische Wort shenpa, das meist mit „anhaften, festhaken“ übersetzt wird. Pema Chödrön, Nonne und langjährige Schülerin von Chögyam Trungpa Rinpoche, einem der ersten tibetischen Lehrer im Westen, fasst ihn aber wesentlich weiter auf und versucht dabei – durchaus auf unseren westlichen Alltag bezogen – aufzuzeigen, wo wir unseren Erwartungshaltungen, Ängsten, negativen Gedanken und Gewohnheitstendenzen „auf den Leim gehen“, bis hin zu suchthaftem Verhalten in seinen verschiedensten Ausprägungen. Sprache und Stil ihres Buches sind direkt und schlicht, sie benötigt kaum buddhistische Fachbegriffe für ihre Erklärungen. Immer wieder betont die Autorin, dass es tagtäglich und in jedem Augenblick an uns selbst liegt, ob wir den Herausforderungen unseres Alltags mit Freundlichkeit, liebender Güte und Glück oder aber mit Aggression, Schmerz und Verwirrung begegnen wollen. Die Entscheidung (aber natürlich auch die Verantwortung für die daraus resultierenden Folgen) liegt ausschließlich bei uns selbst, nur haben wir die Angewohnheit, sie meist außerhalb unseres Geistes zu suchen und versuchen so, gleich auch die damit einhergehende Verantwortung abzuwälzen. Wollen wir aber unsere negativen Tendenzen und Ängsten dauerhaft überwinden und uns von ihnen befreien, bedeutet das konsequenterweise, dass wir innehalten und uns mit bewusster Achtsamkeit und Ausdauer mit ihnen auseinandersetzen, an ihnen arbeiten müssen. Hier klingt ganz deutlich das Motto „Hindernisse als Lehrmeister zu sehen“ an, auch als Anknüpfungspunkt zu den anderen Büchern Pema Chödröns zum Lojong-Geistestraining im tibetischen Buddhismus. All dies macht das schmale Bändchen (warum geben die Verlage in den letzten Jahren solch dünne Werke eigentlich nicht mehr wie früher als – preisgünstigere – Taschenbücher heraus, sondern gebunden?) zu einem idealen Einstiegswerk für am Buddhismus Interessierte. Aber auch für länger Praktizierende findet sich darin mehr als genug Nährstoff zur Reflexion in Bezug auf bereits Gelerntes und die eigenen Lebens- und Praxiserfahrungen. Dr. Georg Schober |