Karmapas Meditation über Konzepte und die menschliche Natur - 17.05.2020
17.05.2020
Thaye Dorje, Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa, teilt eine Meditation über Konzepte und die menschliche Natur.
Wir müssen nicht die Last auf uns nehmen, zu versuchen, die Zukunft vorherzusagen.
Die geheimnisvolle Natur der Zukunft kann in keinster Weise erfasst werden.
Die Zukunft wird immer in der Zukunft bleiben.
Deshalb können wir uns nur auf Vorhersagen verlassen und Vorkehrungen treffen.
Aber sogar dann ist es sinnvoll, in die Zukunft zu schauen.
Zu sehen, dass die Zukunft ungewiss und geheimnisvoll ist.
Dann wagen wir es, ohne eine Entscheidung in sie zu blicken, das heißt ohne Sorge.
Diese Vorstellung von der Zukunft ist ein Spiegel der Vergangenheit.
Der Gedanke an das Geschehene regt bereits zum Staunen an.
Das ist die Zukunft.
Offensichtlich können unsere Augen und Sinnestore weder die Vergangenheit noch die Zukunft sehen.
Das kann nur unser konzepthafter Geist.
Zeit ist ein Konzept, und nur ein konzeptuelles Mittel kann Konzepte wahrnehmen.
Wenn wir das verstehen, können wir zu der Erkenntnis gelangen, dass Konzepte nicht wirklich viel mit der Realität zu tun haben.
Dennoch kann es als das Allermenschlichste angesehen werden, zu wagen Konzepte zu nutzen, um die Realität zu betrachten.
Was ist menschlich?
Ist es dieser Körper?
Ist diese äußere und innere Umgebung menschlich?
Offensichtlich nicht.
Menschsein ist eine Naturgewalt, die verzweifelt versucht, sich mittels Begriffen wie Zeit auf die Realität oder das Leben zu beziehen.
Dieser Versuch ist weder gut noch schlecht.
So sind die Menschen nun einmal.
Aber wenn wir dieses menschliche Muster in einer liebevollen Art und Weise betrachten, können wir unvorstellbare Schönheit finden – Menschen versuchen etwas zu tun, was niemals getan werden kann: Wir versuchen, das Leben mit Hilfe von Konzepten zu reparieren.
Den Mut aufzubringen, dies zu bezeugen ist eine spirituelle Praxis.
Übt also.