Eine Nachricht von Karmapa für Euch - 15.07.2020

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Thaye Dorje, Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa, lädt Euch ein, Eure Fragen und Themenvorschläge zu Belehrungen in den untenstehenden Kommentaren zu posten.

Alle Fragen werden mit Karmapa geteilt.

Zu gegebener Zeit wird Karmapa auf eine Reihe dieser Fragen in seinen „Meditationen für unsere Zeit“ antworten.


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15. Juli 2020

Eine Nachricht von Karmapa für Euch:



Liebe Dharma-Freunde,

Ich weiß Eure offenen und aufrichtigen Gedanken und Fragen wirklich zu schätzen und werde in den kommenden Wochen und Monaten mein Bestes geben, um einige Eurer Fragen zu beantworten. Bitte habt Geduld mit mir, da ich selbst noch am Lernen bin.

Ich hoffe auch, dass Ihr alle verstehen werdet, dass diese Konversation und all meine Überlegungen der letzten Monate im Zusammenhang mit der Pandemie entstanden sind.

Ich bin zuversichtlich, dass dieser Austausch uns geholfen hat, den Versuch loszulassen, das zu vervollkommnen, was die wahre Spiritualität, das wahre weltliche Leben usw. ist. Lassen wir also dieses Gespräch nicht in Angelegenheiten wie Politik und Religion abrutschen und setzen wir diese Reise gemeinsam fort.

Ja, wir gehen durch herausfordernde Zeiten, aber wir haben schon früher solche Verhaltensmuster erlebt; daher ist diese Art von Erfahrung nicht wirklich neu für uns. Wir könnten diese gegenwärtigen Muster als frisch bezeichnen, aber nicht unbedingt als neu. Das ist also das Eine, auf das wir uns konzentrieren können.

Etwas Anderes, auf das man sich fokussieren sollte, ist Folgendes:

Ohne einander zu kennen, haben wir uns in diesen gemeinsamen Herausforderungen wiedergefunden und in gewisser Weise müssen wir für diese Schwierigkeiten dankbar sein, denn durch sie sind unsere Gedanken irgendwie zusammengeführt worden.

Es ist merkwürdig: Die menschliche Natur ist so beschaffen, dass wir immer ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Herausforderung zu brauchen scheinen, um uns zusammenzubringen. Wenn wir die Geschichte betrachten, stellen wir fest, dass diese Herausforderung in den meisten Fällen in Form von „jemandem“ auftritt, einer Art Widersacher oder Bösewicht. Das ist in gewisser Weise bedauerlich, denn dieser „Jemand“ ist ein fühlendes Wesen wie wir selbst; jemand, der Gedanken und Gefühle hat.

Immerhin hat die gegenwärtige Schwierigkeit nicht unbedingt ein Gesicht, das wir erkennen. Diese Pandemie, dieses Virus, ist eine seltsame Herausforderung, weil sie nicht in der Form von „jemandem“ erscheint - es ist nicht „ihr“ oder „ich“ oder „sie“. Dieses Virus fühlt sich völlig `außerhalb der Welt´ an, und wir können nicht mit ihm kommunizieren. In gewisser Weise wissen wir noch nicht sehr viel über dieses Virus, aber wir können wahrscheinlich sagen, dass es nicht wie Menschen oder Tiere aussieht.

In gewisser Weise mag diese Herausforderung durch das Virus ein Glück im Unglück sein, da sie in einer Form aufgetreten ist, die uns weltweit zusammenbringt. Im Gegensatz zu den meisten Herausforderungen der Geschichte, die in Form von Gegnern auftraten, die einige von uns zusammenführten, nie aber auf globaler Ebene, sind wir in diesem Fall alle gemeinsam betroffen, unabhängig von Rasse, Kaste, Geschlecht, Herkunft oder Religion.

Aus einer bestimmten Perspektive betrachtet könnte man also fast sagen, dass wir dankbar sein müssen, obwohl das natürlich ein heikles Thema ist und herzlos klingen könnte, weil so viele Menschen ihr Leben verloren haben und so viele deshalb allen möglichen Gefahren ausgesetzt sind. Was ich hier jedoch zu sagen versuche, ist, dass sie uns zusammengeführt hat, und in diesem Sinne bringt diese Pandemie fast ein Gefühl der Einigkeit mit sich, das wir schon lange nicht mehr gespürt haben und das sich aus der Tatsache ergibt, dass wir emotional und mental alle gemeinsam darin verwickelt sind. Ausnahmsweise sind wir einmal in der Lage zu vergessen, welcher Rasse oder Religion wir angehören – und zumindest das ist etwas, wofür wir dankbar sein können.

Wenn ich jetzt von „dankbar sein“ spreche, dann ermutige ich uns nicht zu einem Erntedank-Essen; ich spreche vielmehr davon, das zu nutzen, was bereits im Dharma vorhanden ist und uns Wege zeigt, Hindernisse und schwierige Bedingungen in Freunde zu verwandeln. Dies ist eine besondere Gelegenheit, eine ungewöhnliche Chance, die wir alle haben, und um sie zu verwirklichen, müssen wir keine Gelehrten oder Raketenwissenschaftler sein. Wir können uns darauf beziehen, egal wie intellektuell oder einfach wir sind.

Wir müssen uns nicht darauf konzentrieren, ob diese Herausforderung menschengeschaffen ist oder nicht – wir machen einfach das Beste aus diesem Moment. Was zählt, ist, dass wir alle gemeinsam dabei sind. Deshalb können wir dankbar sein, und wir müssen das Beste daraus herausholen.

Ich meinerseits werde versuchen, meine Überlegungen mit Euch allen zu teilen, und hoffe, dass sich daraus etwas ergibt. Von Eurer Seite aus möchte ich Euch bitten, weiterhin Eure Fragen zu stellen, und ich hoffe, dass  auch daraus etwas entsteht.

Also, ohne dass wir uns hinsetzen und formell sagen müssen: „Lasst uns meditieren, lasst uns dieses Gebet sprechen, lasst uns jene Rezitation gemeinsam machen“, werden wir durch diesen einfachen, nachvollziehbaren Prozess von Fragen und Antworten in der Lage sein, etwas zu verstehen, um diesen Augenblick bestmöglich zu nutzen. Auf diese Weise wird es etwas für uns als Praktizierende beitragen: Wir werden wieder einen Sinn darin finden, in Bezug darauf, warum wir praktizieren, meditieren, diese Sutras rezitieren und warum wir darüber nachdenken, was die Erleuchteten geteilt haben.

www.karmapa.org

 

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