9. Jahrestag des Parinirvana von Shamar Rinpoche

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10. Juni 2023

Thaye Dorje, Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa, teilt die folgende Botschaft zum Parinirvana seines Lehrers, Seiner Heiligkeit des 14. Künzig Shamar Rinpoche.



Liebe Dharma-Freunde,

nach westlichem Kalender ist Sonntag 11.06.2023 der 9. Jahrestag des Parinirvana unseres großen Lehrers, Seiner Heiligkeit des 14. Künzig Shamar Rinpoche. Wie jedes Jahr werden viele von uns diesen Tag mit Gebeten, dem Anzünden von Butterlampen, Rezitieren von Mantras und dem Praktizieren von Guru Yoga begehen.

Ich habe darüber nachgedacht, warum wir des Parinirvanas großer Bodhisattvas wie Shamar Rinpoche gedenken, und ich möchte einige meiner Gedanken dazu mit Euch teilen:
Buddhas oder Bodhisattvas haben an sich keinen Beweggrund dafür, dass man sich an sie erinnert. Wir gedenken ihrer nur wegen derer von uns, die erweckt werden wollen; wir erinnern uns sozusagen an ihren erwachten Zustand.

Wir sind ständig von unseren Träumen erfüllt – unseren Träumen von morgen.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Buddhas und Bodhisattvas weder verfügt haben, dass es kein Morgen gibt, noch dass es eines gibt. Wir als eifrige Praktizierende sind oft verwirrt und glauben, dass sie damit sagen wollten, dass es uns nicht erlaubt ist zu träumen; dass es das wäre, worum es in der Praxis geht.

Aber wie sie erwacht sind, war oder ist irgendwie viel einfacher und subtiler als wir denken. Es ist uns erlaubt zu träumen – wir müssen aber verstehen, dass es ohne Erwachen keinen Traum gibt. Träume und Erwachen gehen Hand in Hand.

Wenn wir Erwachen zulassen, indem wir es nicht erzwingen, wird Träumen harmonisch. Wohlgemerkt: `Nicht erzwingen´ bedeutet nicht, dass wir nicht praktizieren. Man könnte fast sagen: „Wir müssen üben, um zu sehen, ob wir überhaupt üben müssen“ – was bedeutet, dass wir durch eifriges Praktizieren zur Einsicht gelangen, dass das Üben eine Methode für uns war, um zu erkennen, dass Erwachen keine Anstrengung erfordert.

Man kann einem Träumenden nicht beibringen, nicht zu träumen – aber man kann ihm eine Methode an die Hand geben, um zu erkennen, dass Träume durch Erwachen enden; und ihm somit das Privileg geben, zu sagen: „Wow! Was für ein Traum!“

Erinnert Euch also eher an das Zulassen von Euch selbst (Eurem Karma) und das Annehmen des anderen (von Buddhas Segen) und versteht, dass diese beiden voneinander abhängigen Faktoren sowohl zum Träumen als auch zum Erwachen führen.

Wir mögen als gequälte Wesen träumen, als frustrierte, als ignorierende, als nüchterne, als zornige oder als verzückte Wesen – all diese Traumzustände sind weder auf Zeit noch auf eine andere Macht zurückzuführen. Sie alle wurden von niemand anderem als uns selbst zugelassen. Und die sogenannten Buddhas haben unsere Anerkennung dieser erschiedenen Zustände vollständig akzeptiert, wie liebende Mütter. Ihre völlige Billigung wird durch die Darstellungen im Rad des Lebens angedeutet, in denen ein Buddha in allen sechs Daseinsbereichen gegenwärtig ist, als Symbol für ihren allgegenwärtigen, nie versiegenden Segen.

Buddhas sind keine Richter und Henker – sie lassen die fühlenden Wesen in Frieden, weil sie wissen, dass diese sich selbst letztendlich durch das Träumen all dieser fantastischen Träume zu Tode langweilen werden.

Wenn wir uns also fokussieren `müssen´, dann müssen wir uns auf die Natur unserer Träume fokussieren. Können wir es überhaupt einen Traum nennen, ohne zu erwachen? Warum haben wir Angst vor dem Erwachen? Wird Erwachen irgendwie zum Erlöschen unserer Identität führen?

Sicherlich sind die Segnungen der Buddhas gegenwärtig – andernfalls würden wir, sozusagen, nicht träumen. Es ist also weder einen Fehler zu träumen noch einer zu erwachen. Es ist unser Vorrecht, sowohl zu träumen als auch zu erwachen.

In diesem Sinne, liebe Dharma-Freunde, übt bitte.

Mit Gebeten

Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa Trinley Thaye Dorje

www.karmapa.org
 

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