Karmapa lädt zum Kagyu Monlam Audiostream

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Karmapa lädt die Schüler zum Kagyü Mönlam-Audiostream ein

23.11.2020
 


Thaye Dorje, Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa, teilt die folgende Botschaft bezüglich des diesjährigen Kagyü Mönlam, das vom 16. bis 22. Dezember 2020 stattfindet, mit.


„Liebe Dharma-Freunde

Ich möchte Euch alle einladen, an den diesjährigen Kagyu Mönlam-Gebeten per Live-Audiostream aus Rumtek teilzunehmen.

Es ist bedauerlich, dass wir aufgrund der COVID-19-Pandemie – mit bisher fast 59 Millionen Erkrankungsfällen und mehr als 1,3 Millionen Verlusten an Menschen- und weiteren Millionen an Tierleben – in diesem Jahr nicht persönlich zusammenkommen werden können.

Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass wir uns sehr glücklich schätzen können, über die notwendige Technologie zu verfügen, die es uns ermöglicht, gemeinsam zu praktizieren, und ich werde mich an den Wunschgebeten zusammen mit Euch allen auf der ganzen Welt beteiligen.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um einige meiner eigenen Gedanken mit Euch zu teilen, betreffend buddhistische Praxis im Allgemeinen und die Praxis der Wege des Strebens im Besonderen.
Natürlich haben wir diese langjährige Tradition, uns einmal im Jahr zur Rezitation der Wunschgebete zu treffen, die von unserer klösterlichen Sangha aus Rumtek geleitet wird.

Aber wenn wir diese Veranstaltung wirklich untersuchen und uns fragen, was der Zweck dahinter ist, wird es eigenartigerweise schwierig sein, einen soliden Grund dafür zu finden.

Als menschliche Wesen werden wir in erster Linie von der Vorstellung angetrieben, dass es, egal was wir tun, einen Zweck geben muss; sonst ist es sinnlos. Und während diese Theorie ihren eigenen Platz hat, könnte es – wenn wir uns ausschließlich auf diese Logik verlassen – für uns eine Herausforderung sein, einen guten Grund zu finden, warum wir Traditionen wie das Kagyü-Mönlam aufrechterhalten sollten.

Dennoch glaube ich, dass wir für diese Tradition dankbar sein müssen.

Warum?

Unsere menschliche Gesellschaft funktioniert so, dass wir das Gefühl haben, uns Alles verdienen zu müssen, bis hin zu den einfachsten Dingen: Selbst wenn wir uns nur eine fünfminütige Pause in unserem voll ausgefüllten Tagesablauf herausnehmen, fühlen wir uns schuldig; es sei denn, wir glauben, wir hätten uns das Recht, das zu genießen, irgendwie verdient.

Zwar versteht der Buddhismus, dass diese Denkweise nicht wirklich mit der Art, wie die Dinge sind, der Natur der Realität, übereinstimmt. Dennoch ist es aus buddhistischer Sicht – wenn wir uns von der Theorie leiten lassen, dass jedes Ergebnis verdient werden muss – sinnvoll, das bis zum Ende voll durchzuziehen, um selbst zu erfahren, ob das, was wir glauben, wahr ist oder nicht.

In diesem Sinne ist also jede buddhistische Praxis wie ein Mittel, das uns erlaubt, den ganzen Weg zu gehen; vollständig, mit dem, was wir glauben.

Auf diese Weise wird die Praxis das ergänzen, was wir für den Weg halten.

Wenn wir das von Anfang an verstehen, dann werden wir nicht von der Idee des Erfolgs getrieben sein. Im Falle von Wegen des Strebens werden wir nicht von dem Irrglauben ausgehen, unsere Bestrebung müsse „erfolgreich“ sein, weil schon der Gedanke an Erfolg immer mit der Idee des Scheiterns einhergeht.

Die Praxis des Strebens ist also ein Pfad, der es uns erlaubt, unsere Überzeugungen auf dem ganzen Weg zu erforschen, und ohne irgendein Versprechen oder eine Garantie für ein Ergebnis, wie etwa zu sagen: „Schau selbst, ob das, was Du glaubst, es ist - oder nicht".

Mit anderen Worten: Wenn wir an der Ansicht festhalten, dass wir die Rolle eines Buddhisten spielen müssen und den ganzen Weg mitgehen wollen, dann haben wir die perfekte Gelegenheit. Denn heuer werden wir sieben Tage lang – vom 16. bis 22. Dezember – in der Lage sein, diese Rolle bis zur Perfektion zu spielen.

Wenn Ihr also danach streben wollt, dann ist hier ein Podium, um das optimal anzustreben!

Nutzt diese Plattform, um herauszufinden, was Ihr wirklich glaubt; genießt es in vollen Zügen, ohne Erfolgserwartungen oder Angst vor dem Scheitern.

Genießt es von ganzem Herzen und in voller Freiheit.

Ich lade Euch alle ein, sich uns anzuschließen. Lasst uns spielen, Buddhisten zu sein, ohne irgendwelche Probleme. Wir haben die Umdzes, die die Gesänge leiten; wir haben unsere Disziplinmeister, die die Durchführung lenken und steuern; wir haben die Musikinstrumente, um Euch sozusagen in die richtige Stimmung zu versetzen; wir haben die Gesänge und die Melodie, um unsere Bestrebungen als Einheit zum Ausdruck zu bringen.

Lasst uns also zusammenkommen und diese Freiheit nutzen, um für alle fühlenden Wesen zu beten, und besonders für all jene, deren Leben durch die Pandemie schwer beeinträchtigt wurde!

Ohne räumliches Distanzhalten üben und ohne unseren Mund bedecken zu müssen, können wir mittels digitalem Bildschirm und digitalem Schallkörper unsere buddhistische Rolle perfekt spielen, ohne das Gefühl zu haben, dass wir uns auf einer Art Mission befinden.

Belastet Euch jedoch nicht mit der Vorstellung, dass dies eine Bitte oder ein Befehl von mir ist, sich dieser Praxis anzuschließen. Es gibt keine Verpflichtung für uns, dies zu tun oder nicht zu tun, weil wir Buddhisten sind.

Aber solltet Ihr Euch selbst davon überzeugen wollen, was passiert, wenn Ihr Eurer Überzeugung den ganzen Pfad entlang folgt, dann ist es nur logisch für Euch, auf dem gesamten Weg gründlich und fleißig zu sein.

Gleichzeitig braucht Ihr Euch nicht in irgendeiner Weise belastet zu fühlen. Denn diese besondere Praxis des Strebens verlangt von Euch nicht, wie Milarepa neunstöckige Türme zu bauen, noch fordert sie von Euch, die zwölf kleineren und zwölf größeren Strapazen Naropas zu ertragen oder Jahre zermürbender asketischer Praxis zu durchlaufen, wie Prinz Siddharta.

Stattdessen könnt Ihr das volle Potenzial von Wegen des Strebens bequem von zu Hause aus erkunden. Was könnten wir mehr verlangen?

Deshalb, liebe Dharma-Freunde, strebt zum Nutzen aller fühlenden Wesen, ohne Zweifel oder Zögern, aber mit ernsthaftem Vergnügen!“
 

www.karmapa.org

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